CDU will Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben

20.07.2018

Unser Bundestagsabgeordneter Tino Sorge erklärt im Interview, warum der Bereich Gesundheit viel moderner werden muss.

Digitaler, vernetzter, schneller - Die Digitalisierung bietet für das deutsche Gesundheitswesen große Chancen. Qualitäts- und Effizienzsteigerung, Kosten- und Zeiteinsparungen sowie eine bessere Versorgung der Patienten sind Vorteile, die sich ergeben. Auf der anderen Seite bereitet gerade der Punkt der Datensicherheit Sorgen. Unser Bundestagsabgeordneter Tino Sorge erklärt, warum er die Digitalisierung im Gesundheitswesen unbedingt vorantreiben will, wo er Handlungsbedarf sieht und wann es die ersten Praxismodelle geben kann. 

Herr Sorge, in Ihrem Positionspapier fordern Sie mehr Tempo bei der „Digitalisierung im Gesundheitswesen“.  Warum dauert es denn so lange?
In puncto Digitalisierung waren wir in den letzten Jahren in Deutschland viel zu langsam. Die Telematik-Infrastruktur* muss endlich flächendeckend umgesetzt werden, damit wir neben der elektronischen Gesundheitskarte Möglichkeiten für Patienten schaffen, um ihre Daten mit dem Arzt einfach und unbürokratisch, bspw. auf dem Smartphone, auszutauschen.

Warum kommen diese Prozesse so schwierig in Gang?
Mit der GEMATIK** wurde eine staatliche Institution für die Umsetzung der Telematik-Infrastruktur geschaffen. Die Akteure der Selbstverwaltung haben sich in den vergangenen Jahren jedoch teilweise selbst blockiert, was die zeitliche Verzögerung der Umsetzung erklärt. Bei der Digitalisierung brauchen wir in dieser Legislatur daher mehr Rechtsklarheit, Teamgeist und vor allem mehr politische Führung. Es ist wichtig zu vermitteln, dass Digitalisierung für viele Menschen im täglichen Leben konkrete Verbesserungen ermöglicht.

Wie genau könnte das in Praxis funktionieren?
Politik muss die Chancen der Digitalisierung stärker in den Mittelpunkt stellen. Ob der Impfpass, den ich auf meinem Smartphone habe, oder Möglichkeiten für Diabetiker, Werte digital zu speichern: Dies erleichtert auch die Kommunikation mit dem Arzt, der auf Basis ausgewerteter Daten direkt ermitteln kann, was dem Patienten fehlt.

Mit Blick aufs Land: In einigen Regionen Sachsen-Anhalts gibt es kaum Internetempfang. Sollte man nicht erst einmal die Digitalisierung allgemein vorantreiben?
Natürlich ist eine gute Breitbandversorgung eine wichtige Voraussetzung, um auch im ländlichen Raum Zugang zu schnellem Internet zu haben. Mehr Geld zur Verfügung zu stellen, wurde auch im Bundeshaushalt berücksichtigt. Wir stellen zusätzlich fast 11 Milliarden Euro bereit, um den Breitbandausbau auf dem Land zu fördern.

Viele Patienten machen sich Sorgen um Ihre Daten. Wie ist es denn um die Datensicherheit bestimmt?
Dass der Patient „Herr seiner Daten“ bleibt, ist ein wichtiger Punkt. Auch, wenn Datenschutz eine zentrale Rolle spielt, müssen wir trotzdem darauf achten, dass sich Datenschutz und Innovation nicht gegenseitig ausbremsen. Neuen Therapieangeboten und Behandlungsmethoden sollte der Weg in die Regelversorgung erleichtert werden. Indem man Patienten im Rahmen klinischer Studien die Möglichkeit gibt, diese für die Forschung verwenden zu lassen, könnte man beispielsweise neue Therapieansätze generieren.

Wann wird es die ersten Videosprechstunden in Sachsen-Anhalt geben?
Es ist angedacht, dass alle Arztpraxen in Deutschland flächendeckend bis zum 31.12.2018 an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen sind. Bei der Belieferung der Praxen mit Konnektoren, die dafür notwendig sind, gibt es jedoch noch Schwierigkeiten. Wir werden dennoch sehen, dass schon im kommenden Jahr die ersten Videosprechstunden in Sachsen-Anhalt angeboten werden können. Die Ausgestaltung liegt dann natürlich auch beim jeweiligen Arzt bzw. der jeweiligen Ärztin.


Was gibt es für Sie als Bundestagsabgeordneter bis dahin zu tun?
Es gibt eine ganze Menge zu tun. Neben der Digitalisierung im Gesundheitswesen beschäftigen uns natürlich auch viel andere wichtige Themen wie zum Beispiel die Pflege. Hier wollen wir in den kommenden Jahren viel bewegen. Wir brauchen mehr Pflegekräfte und wollen diejenigen, die diesen Beruf ausüben, stärker entlasten. Auch wollen wir die Pflege für Pflegebedürftige weiter verbessern. Wir reden über das Versicherten-Entlastungsgesetz, wo es darum geht, die Überschüsse der Krankenkassen wieder an die Versicherten zurückzugeben.

Bei all dem ist es wichtig, dass wir als Politiker den Bürgern unsere Entscheidungen vor Ort erklären. Nur so können wir vermeiden, dass die Bürger das Gefühl haben, wichtige Dinge würden über ihren Kopf hinweg entschieden. Außerdem ist es wichtig zu sagen, dass es uns so gut geht wie noch nie. Wir haben Steuereinnahmen und geben sehr viel Geld in vielen Bereichen aus, damit es den Bürgerinnen und Bürgern im täglichen Leben besser geht.

Hintergrund

Das E-Health-Positionspapier ist die erste umfassende Positionierung der AG Gesundheit der CDU/CSU Bundestagsfraktion zum Thema E-Health in dieser Legislaturperiode.
Es wurde federführend von Tino Sorge MdB initiiert, verfasst und mit den anderen Mitgliedern der Arbeitsgruppe abgestimmt.

* Telematik-Infrastruktur = Datenautobahn im Gesundheitswesen. Beteiligte im Gesundheitswesen (Ärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser, Apotheken, Krankenkassen) sollen via Online-Kommunikation miteinander vernetzen werden.

** Gematik = Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte