Sie ist jung, politisch engagiert und konservativ. Dass sie damit nicht unbedingt dem Bild einer typisch 25-Jährigen entspricht, weiß Caroline Lichtenstein. Sie legt Wert auf Zuverlässigkeit, Zielstrebigkeit und eine klare Linie. Damit folgt sie, wenn auch unbewusst, einem Trend, der sich in der CDU Sachsen-Anhalt langsam seinen Weg bahnt: dem Konservatismus. Seit April 2018 gibt es in der Partei den Landesfachausschuss „Konservativer Kreis“, der sich dafür einsetzen will, die christlichen, liberalen und konservativen Werte in der Partei wieder hervorzuheben.
Dafür möchte sich auch Caroline Lichtenstein stärker engagieren. Im Interview mit dem Mitgliederbeauftragen der CDU Sachsen-Anhalt, Mario Karschunke, und Pressereferentin Tanja Andrys erklärt sie, warum die CDU wieder konservativer werden muss und warum Konservatismus kein ein Synonym für „altmodisch“ ist.
Glaubst Du, dass sich die CDU mit Themen wie der Abschaffung der Wehrpflicht und der Ehe für alle zu weit von ihrer eigenen Linie wegbewegt hat?
Das sind Gründe, weshalb ich die Partei im Moment mehr Mitte links sehe. Die Ehe für alle ist nicht verkehrt, aber für mich hat das mit dem christlichen Grundgedanken unserer Partei nicht mehr viel zu tun.
Was heißt den „Konservatismus“ für Dich privat?
Modeerscheinungen wie Veganismus halte ich für wenig konservativ. Wir haben einen konventionellen Landwirtschaftsbetrieb zu Hause, d. h., wir setzen Pflanzenschutzmittel ein und wir düngen mineralisch. Das Althergebrachte ist für mich schön und gut. Was Technik angeht - da kann man nicht mit Konservatismus arbeiten.
Ich möchte auch nicht mehr meine 400 Hektar mit zwei Pferden und drei Kühen beackern. Das funktioniert nicht.
Also heißt Konservatismus für Dich auch Weiterentwicklung und Moderne?
Ja, auf jeden Fall.
Wie reagiert Dein soziales Umfeld auf Deine konservative Haltung?
Ich habe bisher nicht viele negative Erfahrungen machen müssen. Ich rede mit meinen Freunden auch nicht ständig darüber. Aber ich habe meine Meinung. Ich sage die auch. Die ist manchmal unbequem. Meine Freunde wissen damit umzugehen.
Warum sollte die CDU wieder konservativer werden?
Zunächst einmal heißt konservativ nicht altmodisch. Ich bin der Meinung, dass man damit auch Wähler gewinnen könnte. Gerade Ältere, die sagen, dass wir nicht mehr die Partei sind, die sie früher gewählt haben.
Das, und auch, um unser Profil wieder etwas zu schärfen. Wir sind momentan mal dies, mal das und irgendwie alles. Das funktioniert auf Dauer nicht. Wir müssen uns klar darüber werden, was wir wollen.
Mitte links, Mitte rechts, Mitte alles – das geht nicht. Mir wäre am liebsten die Mitte mit einem leichten Hauch nach rechts.
Meinst Du, wir verlieren das Spektrum unserer Kernwähler, also die Wähler zwischen 50 und 70 Jahren, wenn wir nicht mehr so polarisieren, wie wir es mal getan haben?
Ja, das kann ich mir durchaus vorstellen. Aber vielleicht liege ich damit völlig falsch. Warum sollten wir uns das mit den älteren Wählern verscherzen. Wir Jungen brauchen die Älteren, gerade was Erfahrungsaustausch angeht. Wir können uns mit 25 Jahren hinstellen und sagen: Wir retten die Welt! Das funktioniert nicht mit 25. Da fehlt es an Lebens- und Berufserfahrung.
Hat Konservatismus für Dich auch was mitVerlässlichkeit zu tun und der Motivation, für Dinge einzustehen und die auch mitzumachen?
Wenn ich mir was vornehme, versuche ich das auch bestmöglich durchzuziehen. Für mich ist Zuverlässigkeit sehr wichtig. Viele in meinem Alter sind sehr sprunghaft, finden heute dies schön und morgen das. Sicherlich ist vieles schön, aber man muss sich ein Ziel setzen und dann das Möglichste tun, damit man dieses Ziel auch erreicht.
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