Graubner: "Bei der Inklusion darf es keine Verlierer geben"

02.12.2020

Zum Internationalen Tag für Menschen mit Behinderung haben wir mit Marcus Graubner über Inklusion und Barrierefreiheit gesprochen. 

Der Internationale Tag für Menschen mit Behinderung wird seit 1993 jedes Jahr am 3. Dezember begangen. Er soll das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderungen stärken. Herr Graubner, wie fällt Ihre Bilanz in Sachen Inklusion aus?
Marcus Graubner: Mein Fazit ist sehr gemischt. Auf der einen Seite gibt es jetzt viele Gesetze, die uns den besonderen Schutz und eine besondere Fürsorge für Menschen mit Behinderungen garantieren, zum Beispiel durch das Bundesteilhabegesetz.

Aber das reicht nicht, ein Gesetz zu erlassen, man muss die Dinge auch ausfüllen. In Sachen Barrierefreiheit und inklusive Bildung sind wie leider nicht wesentlich vorangekommen.

Woran liegt das?
Das liegt aus meiner Sicht daran, dass man den Prozessen, die immer Langzeitprozesse sein müssen, nicht genügend Zeit gibt, sich zu entwickeln. Wenn du inklusive Bildung machen willst, bedarf es nicht nur barrierefreier Räumlichkeiten. Du musst Partner, die du brauchst, Eltern, Schüler, rechtzeitig einbeziehen und du musst Personal wie Lehrer entsprechend weiterbilden. Das ist nicht geschehen. Dementsprechend befinden wir uns aus meiner Sicht  jetzt wieder auf dem Rückweg.

Was müssten wir tun, um den Prozess wieder voran zu treiben?
Uns eingestehen, dass es längere Zeit braucht, um Entwicklungen voranzutreiben. Wir müssen es also schaffen, Lehrer in Richtung inklusiver Bildung weiterzubilden. Und wir müssen es schaffen, die Partner, Eltern und Kinder mit einzubeziehen. Es darf bei diesem Prozess, der so wichtig ist, keine Verlierer geben.